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Februar 2004

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Office-Pakete für OS/2 und eComStation

Von Ed Durrant © Februar 2004, Übersetzung: Gabriele Durrant

Wer die Wahl hat, hat die Qual!

Und was hat Ihnen der Weihnachtsmann gebracht?

Nun, der »Weihnachtsmann« in Form von drei OS/2 oder Java unterstützenden Firmen hat OS/2- und eCS-Benutzern das größte Weihnachtsgeschenk der letzten Jahre präsentiert: die Auswahl zwischen drei MS-kompatiblen Office-Softwarepaketen!

Damals, als OS/2 Warp auf den Markt kam, waren sich die meisten darüber einig, daß es vom technischen Standpunkt her ein großartiges Produkt war. Es waren dann nicht nur die Marketing- und moralisch zweifelhaften Verkaufspraktiken von Microsoft, die Windows 95 den Lieferanten aufzwangen, die OS/2 den Verlust von Marktanteilen einbrachten, sondern auch, nach Meinung einiger sogar in größerem Ausmaß, der Erfolg des Microsoft Office-Anwendungspakets MS Office. Sobald MS Office sozusagen zum Standardprodukt geworden war, sahen sich Firmen gezwungen, Windows bei ihren PCs zu benutzen (oder in geringerem und weniger kostspieligen Maße Apple's MAC-Computer), da MS Office auf keinem anderen Betriebssystem verfügbar war.

Einige Zeit lang rief alles: »Wo sind die Anwendungen für OS/2?« Es gab und gibt immer noch einige sehr gute. Viele blieben auf der Strecke, weil der OS/2-Markt schrumpfte; oder manche Firmen verlegten ihre Bemühungen auf den lukrativeren Windows-Markt. Mit jeder neuen Version von Microsoft Office kam ein verändertes Dateiformat, und schließlich konnten die anderen Firmen auch auf dem Windows-Markt nicht mehr mithalten und verschwanden allmählich in der Versenkung.

Jetzt, da Microsoft auf Grund seiner Habgier in Form von ständig steigenden Preisen sein eigener ärgster Feind geworden ist, gibt es mehrere Dateiformat-kompatible Alternativen, die ebenso gut und Hunderte von Dollar billiger sind, und - JAWOHL! - es gibt sowohl OS/2- als auch Linux- und Windows-Versionen!

Erstere Version ist ein Produkt, das schon solange existiert wie Warp selbst. Lotus Smartsuite hat seinen eigenen Stil und präsentiert sich in einer Form, die Leute entweder lieben oder hassen, weniger in einer MS-»look and feel«-Form.

In seiner letzten Ausführung hat »Lotus SmartSuite für OS/2 Warp 4 Version 1.7.2« seine beste Dateiformat-Kompatibilität mit Microsoft Word und Excel überhaupt. Smartsuite verfügt jedoch nicht über eine eingebaute Kompatibilität mit MS Powerpoint. Es gibt ein (auf Windows basierendes) Konvertierungsprogramm, dies bedeutet jedoch einen zusätzlichen Schritt, den man in einer modernen Arbeitsplatzumgebung nicht anzutreffen erwartet.

Der erste »Neuzugang« ist eigentlich die Weiterentwicklung eines ursprünglichen OS/2-Produkts - »Star Office«. Seit dem Aufkauf von Star Division durch Sun Microsystems wurde jegliche Entwicklung der OS/2-Version gestoppt. Nun, wie auch Netscape bei Mozilla, entschied Sun, es würde davon profitieren, wenn der Quellcode der Open-Source-Gemeinschaft zugänglich gemacht würde.

Das Ergebnis ist »OpenOffice.Org«, ein eigenartiger Name für ein Office-Paket, das den Stil von Microsoft's Programmen Word, Excel und Powerpoint hat, und das Dateiformat-kompatibel ist. Die ersten Versionen dieses Pakets wurden für Linux und Windows hergestellt, wobei Sun seine eigene kommerzielle Variante, basierend auf dem gleichen Code, produzierte (immer noch unter dem Namen »Star Office«). Was passierte also mit OS/2? Nun, OpenOffice.Org, anders als Microsoft Office, läuft unter dem freien Win32-Emulator für OS/2 Odin. Das heißt, das ist nicht immer der Fall... Man muß die richtige Version von OpenOffice.Org und die richtige Version von Odin haben, und da Odin immer noch sehr stark im »Entwicklungsstadium« ist, kommt man oft in die Lage, verschiedene Versionen von Odin zu benötigen, um verschiedene Win32-Anwendungen zu unterstützen... Und da kommt die Innotek Systemberatung GmbH ins Spiel. Diese deutsche Firma unterhält ihren eigenen, stabilen, kontrollierten Eigenbau von Odin. Mit ihrer Fähigkeit, einen ursprünglichen OS/2-Code zu konzipieren und zu schreiben, wann immer dies erforderlich ist, können sie in kurzer Zeit sehr effektive »Konvertierungen« von Windows Anwendungen auf OS/2 herstellen.

Ich war sehr froh, daß man mich aufgefordert hat, an dem Benutzertest ihrer »Alpha 2«-Version von OpenOffice.Org teilzunehmen. Weder ich noch mehrere andere Teilnehmer konnten irgend etwas daran aussetzen! Ich benutze sie gerade jetzt, um diesen Artikel zu schreiben. Auf Grund der Qualität dieses Codes würde es mich nicht wundern, wenn die endgültige Version zu Beginn des Jahres 2004 zur Verfügung stände. Sie wird für Einzelbenutzer über Serenity Systems und für Firmenkunden direkt über Innotek auf den Markt gebracht werden. Der wesentliche Unterschied zwischen der aktuellen OS/2-Alpha-Version und der Windows-Version von OpenOffice.Org v 1.10 besteht darin, daß die OS/2-Version nicht das Hauptprogramm hat, sondern statt dessen einen normalen OS/2-Ordner. Dieser enthält Symbole, die die einzelnen Komponenten starten. Ich vermute, daß sich dies bei der endgültigen Version ändern könnte.

Ich habe Word-, Excel- und Powerpoint-Dokumente gelesen, bearbeitet und gespeichert, und zwar ohne Beschädigung oder Probleme beim Lesen der abgeänderten oder neu erstellten Daten in MS Office - dies ist in der Tat sehr eindrucksvoll.

Sowohl OpenOffice.Org wie auch das dritte Office-Paket bieten eine zusätzliche attraktive Variante, es können nämlich deren Dokumente in Adobe-PDF-Format direkt vom Paket gespeichert werden.

Und der dritte Anwärter ist...... Evermore Integrated Office.

Dieses Produkt unterscheidet sich in mindestens zwei Punkten, sowohl technisch als auch politisch.

Evermore ist eine Firma in China, die vom Staat gefördert wird. China ist nicht so sehr ein Befürworter des »Open Source«, verabscheut aber Microsoft's Geschäfts- und Preispraktiken. Auch muß China seine eigene flügge gewordende IT-Industrie aufbauen, um seine interne Entwicklung zu fördern und Exportmärkte zu erschließen.

EIOffice ist ein Beispiel für ein Programmpaket, das diese Zielsetzungen erfüllen sollte.

Vom technischen Standpunkt aus gesehen unterscheidet sich EIOffice ebenfalls und ist durchgehend in Java geschrieben, wodurch es vom Betriebssystem unabhängig wird. Evermore vertreibt eine Linux- und Windows-Version des Produkts, beide sind in chinesisch und englisch erhältlich.

Ich habe Evermore kontaktiert, und sie waren überaus hilfsbereit dabei, mir Zugang zu den Probeversionen des Produkts zu verschaffen und gaben mir auch Ratschläge bezüglich des Aufbaus ihrer Pakete.

Für Windows wird das Produkt mit Sun's Java 1.4.1 ausgeliefert, für das EIOffice optimiert wird. Java ist heutzutage wesentlich schneller als frühere Versionen, wodurch das Office-Paket eine brauchbare Lösung darstellt. Für OS/2 ist eine kompatible Java-Version erforderlich. Man stelle sich vor - Innotek, das OpenOffice.Org herstellt, hat auch eine OS/2-Version von Sun's 1.4.1 Java Versionen produziert! Ich habe im Moment EIOffice laufen, während ich Innotek's Anschluß von Sun's Java 1.4.2 benutze.

Ich kann augenblicklich Dokumente, Präsentationen und Tabellenkalkulationen erstellen und ändern und sie dann in Microsoft Office lesen. Im Moment habe ich Probleme damit, Daten von Microsoft Office zu laden. Der Formatkonvertierungsprozeß funktioniert nicht. Dies funktioniert problemlos mit der Windows-Version, es sieht also aus, als ob das Problem an meiner OS/2-Implementation läge. Ich arbeite mit Evermore zusammen daran, diesen Punkt zu klären. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels wird dieses Problem hoffentlich gelöst sein. Meine Absicht ist, Evermore ein Installationsverfahren für OS/2 für ihr Paket anzubieten, sobald alles funktioniert, damit sie ihr Produkt auch für die OS/2- und eCS-Welt vertreiben können.

Eine weitere Anwendung dieses Pakets könnte im Bereich der Application Service Providers (ASPs) liegen, da es in Java geschrieben ist und das Office-Paket innerhalb eines Browsers laufen kann. Es gibt tatsächlich eine Musterstapeldatei mit einem Code von Evermore für genau diesen Zweck. Ich habe dies jedoch auf meinem Apache/2-Server noch nicht ausprobiert.

Seit ich obigen Artikel geschrieben habe, hat Innotek OpenOffice.org/2 als öffentliche Beta-Version anstatt als private Alpha-Version herausgebracht. Ich habe diesen Code noch nicht installiert, da ich im Augenblick mit der Alpha-Version sehr zufrieden bin.

Ich könnte mir gut vorstellen, daß von den drei Optionen OO/2 die meisten Leser dieses Artikels ansprechen würde. Evermore ist mit seinen Problemen bei der Dateikonversion nicht anwendbar, sobald es aber brauchbar ist, würde es eine ausgezeichnete WP-Anwendung abgeben, die von einer ASP-Website bezogen werden kann.

Lotus SmartSuite verfügt immer noch über den Vorteil der kommerziellen Unterstützung für ein kommerzielles Produkt. Aber wie lange noch?

Meine Stimme geht zum jetzigen Zeitpunkt an OpenOffice.org/2, sobald es zur Verfügung steht.

Daten und Quellen:

Lotus Smartsuite für OS/2: http://www.lotus.com/products/smartsuiteos2.nsf
Innotek: http://www.innotek.de/index_g_e.html
OpenOffice.org: http://www.openoffice.org
Evermore: http://www.evermoresw.com/weben/index.jsp


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