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März 2002

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Ich liebe "altes Zeug"... und eBay

Von Thomas Klein © März 2002

Heute möchte ich Ihnen erklären, was es mit meiner Liebe zu "altem Zeug" so auf sich hat. Fangen wir erst einmal mit dem Status quo an: Mein Auto ist zwar brandneu, aber auch nur, weil es sich um ein Firmenfahrzeug handelt und mein Arbeitgeber es nicht so gerne sieht, wenn die EDV-Berater mit alten, umweltschädlichen Rostlauben durch die Gegend fahren. Der "Rest" meines/unseres Eigentums besteht aber aus mehr oder weniger betagten, zuverlässigen und lieb gewonnenen Dingen. Manchmal haben sie zwar auch ihre Macken, aber auch darauf ist zumindest Verla&szllig;.
Der Verstärker meiner HiFi-Anlage ist von Yamaha und war schon mehrere Jahre alt, bevor ich ihn gebraucht in einem Pfandhaus erstanden habe - und das ist auch schon wieder über 10 Jahre her. Mein Handy ist jetzt auch schon vier Jahre alt, ganz zu schweigen von meinem Lieblingsbetriebssystem...;). Das gute an diesen alten Sachen ist: Sie sind preiswert und es ist bekannt, daß bzw. ob und wie sie funktionieren. Unter Umständen kennt man persönlich sogar jemanden, der so ein Ding auch besitzt oder besaß und einige Tips geben kann. Was nun die Hard- und Software unter OS/2 angeht, sind das unbezahlbare Informationen, nach der Sie sich entweder virtuell die Hacken ablaufen oder sogar vollständig vergeblich suchen.

Beispiel 1 - ISDN-Adapter

Okay, ich weiß - außerhalb Deutschlands nicht so populär und ich kenne persönlich bereits mehr Leute mit einer DSL-Flatline als OS/2-Anwender... aber egal: Ich mag's. Wie wir wissen, betreibt man ISDN-Adapter unter OS/2 mit ISDN/PM - für mich eins der besten OS/2-Programme überhaupt. Wie wir auch alle wissen, hat der Treiber-Support für OS/2 ungefähr gleichzeitig mit dem Erscheinen der PCI-Adapter sein Leben ausgehaucht. Für die Fritz! PCI können Sie also lange nach einem OS/2-Treiber suchen. Was tun? Eine ISA-Karte muß also her. Hat das Mainboard keinen ISA-Slot, empfehle ich Ihnen wärmstens eine NCP Arrow Box; einen aktiven ISDN-Adapter zum Anschluß an den Parallelport mit Durchschleifmöglichkeit für den Drucker. Würde man so etwas heute noch neu kaufen können, wären die Teile schweineteuer. Aber was soll's - es gibt ja eBay, da werden die Geräte hin und wieder angeboten. Ich habe mir kürzlich eines besorgt für meinen Zweitrechner. Ach ja: Das funktioniert "erste Sahne" unter OS/2. Auch die ISA-Adapter von NCP sind alle "aktiv", belasten also die CPU des Rechners nicht übermäßig und haben OS/2-Treiber.

Beispiel 2 - DCF-Funkuhr für den PC

Jaja - wieder ein schlechtes Beispiel für die "außerdeutschen" Leser. Das DCF-Signal aus Braunschweig ist nun 'mal nicht weltweit zu empfangen, da der Sender in Mainflingen bei Frankfurt leider "nur" eine Reichweite von ca. 2000 km hat. Die Funkuhr, die ich kürzlich bei eBay ersteigern konnte, stammt von Lindy, wurde aber von Gude gebaut. Ich mußte mit Erschrecken feststellen, daß Gude hier bei mir in Köln ansässig ist und ich noch nie etwas von dieser Firma gehört habe. Tja, man lernt nie aus. Das beste (und fast unglaubliche!) ist, daß zu diesem Modul OS/2-Treiber mitgeliefert werden. Auch das funktioniert sauber und synchronisiert die Uhr meines WarpServers mit der Atomuhr in Braunschweig... ein nettes, vor allem aber sehr nützliches Gimmick, denn man kann diese exakte Uhrzeit vom Server über das Netzwerk an die angeschlossenen Rechner "verteilen". Das von mir erstandene Modell wird zwar an den COM-Port angeschlossen, jedoch sind auch Modelle für den Joystick- bzw. Parallelport erhältlich (mittlerweile auch für USB). Die Treiberunterstützung für OS/2 sieht sehr gut aus - es gibt insgesamt drei oder vier generische Treiber, die eine extreme Flexibilität aufweisen, was die Portauswahl und die Signalmeldung betrifft. Das Internet bietet sogar Bauanleitungen für Selbstlöter, die aber nur bedingt für Elektroniklaien geeignet sind... das sage ich aus eigener Erfahrung ;)

Tja... Hardware ist mein "Hobby". Ich schraube liebend gerne an PCs herum. Kürzlich habe ich meine Kramkiste etwas systematischer aufgeteilt... lustig... erinnern Sie sich noch an "VLB", also den Vesa Local Bus? Ich habe jetzt mit einem alten, hässlichen Towergehäuse einen PC zusammengesetzt, der mit einem SCSI VLB Cache-Controller von Tekram arbeitet, eine VLB-Grafikkarte und eine VLB-Netzwerkkarte (volle Baulänge - cool) aufweist. OS/2 läuft auf diesem System mit voller Treiberunterstützung und einfach nur gut... na ja - es ist "nur" ein 486er DX4-100 mit 16MB RAM, aber es war einfach spaßig, es zu probieren und funktionieren zu sehen... ein Hobby halt.
Der Nachteil an den alten Sachen ist, daß eine alte CPU nun 'mal langsamer ist als eine neue. Für neue CPUs braucht man aber meistens auch neue Boards, und da fangen die Probleme an: Onboard-Sound-Chipsätze (Hallo, VIA-Leidensgenossen ;-) ), keine ISA-Slots mehr... tja. Gott sei Dank, sieht es mit der USB-Unterstützung unter OS/2 ja nicht mehr ganz so schlecht aus wie vor ein paar Monaten.

Beispiel 3 - CF-Kartenadapter und PCMCIA-"Laufwerk"

Ich habe mir jetzt auch so eine Kamera zugelegt. Schon erstaunlich, was dieses Teil so alles kann... unter Windows. Mit der mitgelieferten Software und dem USB-Kabel kann man sie sogar unter (seufz) Windows als simple Videokamera bzw. Webcam einsetzen. Der eigentliche Grund warum ich sie gekauft habe, war aber, daß sie ein serielles Anschlusskabel hat und ich dank ThirdEye in der Lage war, sie unter OS/2 zu benutzen. Theoretisch.
Natürlich habe ich wieder den alten Fehler gemacht und mir a) eine neue Kamera gekauft ;-) und b) darauf vertraut, daß es schon klappen wird. Ich hätte eine der Kameras kaufen sollen, die in der Liste der getesteten Modelle aufgeführt waren und sie bei eBay gebraucht ersteigern sollen. Wahrscheinlich war aber der Hinweis "Unterstützt werden ... möglicherweise auch baugleiche oder ähnliche Modelle" zu verführerisch. Tja. Pech. Ohne Umschweife will ich jetzt aber auf den Punkt kommen: Ein CF-/PCMCIA-Adapter (neu) und eine neuwertige SCM Swapbox (ISA, bei eBay) lassen jedes noch so schnelle Kabel aussehen wie einen Tretroller zwischen Ferraris. Karte aus der Kamera nehmen, in den Adapter rein, WPS-Ordner öffnen - basta. Schon sind alle Bilder da und alle WPS-spezifischen Möglichkeiten stehen mir zur Verfügung. Einmal ganz davon zu schweigen, daß die Übertragung über das serielle Kabel bei Windows schnarchlangsam ist. Was mir bei meinen SCM-Recherchen aber auffiel und mir vollkommen neu war, ist die Tatsache, daß es auch Modelle von PCMCIA-Laufwerken gibt, die tatsächlich als "Laufwerke", nämlich an den SCSI-Bus angeschlossen werden. Cool. das reizt mich ja auch noch... Der Vorteil bei diesen CF-Adaptern ist, daß sie sich nicht mehr darum kümmern brauchen, ob Ihre Kamera mittels USB oder seriell angeschlossen wird, ob Sie mit ThirdEye oder DCITU kompatibel ist, oder was auch immer - Hauptsache, sie unterstützt CF-Karten. Es gibt auch PCMCIA-Adapter für SmartMedia-Karten, aber dazu habe ich (noch) keine Erfahrung.

Beispiel 4 - PCI Audiokarten

Irgendwann kommt doch der Moment, wo man ein wenig neidisch wird auf die Vorteile, die "neues Zeug" so mit sich bringt. Höherer Durchsatz, weniger CPU-Belastung, besseres "Feeling"... was auch immer. Bei den PCI-Soundkarten war für mich immer das Risiko "läuft es unter OS/2?". Gut, das ist jetzt auch schon etwas länger her, aber auch hier hat eBay für eine preiswerte Lösung gesorgt. Im OS/2 e-Zine las ich damals den Bericht eines Anwenders, der eine Soundkarte mit Aureal 8820-Chipsatz geradezu beschwörend empfahl. Nach ein wenig Recherche konnte ich dann herausfinden, daß dieser Chipsatz unter anderem auf der Diamond SonicImpact S90 eingesetzt wurde, von der gerade ein Exemplar bei eBay angeboten wurde. Zwar war das Auffinden der OS/2-Treiber etwas umständlich, aber wem erzähle ich das... die Karte erfüllte jedenfalls alle in sie gesetzten Erwartungen und die Installation übertraf diese sogar. Noch nie war es mir so einfach, schnell und sauber gelungen, eine Soundkarte unter OS/2 zu installieren.

Sie sehen: Manchmal ist es unbezahlbar, wenn man von anderen OS/2-Anwendern Berichte zu deren Hardware bekommt... bei topaktuellen Geräten ist dies natürlich nicht so häufig der Fall, da diese ja auch erst mal gekauft und eingebaut werden müssen. Wir OS/2-Anwender haben es zwar nicht ganz so leicht, wie diese Leute, denen automatisch zu Ihrer Hardware ganze CDs voller Krempel mitgeliefert werden, dafür haben wir aber sehr effiziente Mechanismen zur Suche von relevanten Informationen... nämlich einfach dadurch, daß eine Stichwortsuche im Internet mit dem zusätzlichen Begriff "OS/2" ganz einfach viel weniger Ergebnisse liefert. ;-)
Leider liefert diese Suche auch manchmal gar keine Ergebnisse. Wie man dennoch gute Chancen hat, Treiber oder Informationen zu beschaffen, möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, allerdings ist das eine andere Geschichte.

Software

Na schön - ich höre Sie schon maulen! Okay, ich lege den Schraubenzieher weg und wir reden über Software... ;-)
Es gab sie immer wieder und es wird sie immer wieder geben - diese Zeitpunkte, an denen ein Hersteller sich entscheidet, OS/2 nicht weiter zu unterstützen, das ganze Produkt oder vielleicht sogar den ganzen Betrieb aufzugeben. Aus der Sicht der OS/2-Gemeinde kann man dabei zwischen zwei Arten unterscheiden:

Genug lamentiert. Was könnte man also alles bei eBay an schönen Progrämmchen für OS/2 erwerben? Wie wäre es denn mit Visual Age C++ 3.0 für OS/2 zum Spottpreis von 50,- DM (ja, das sind ca. 25 Euro). Und dieser Moloch von Karton war sogar noch originalverpackt. Dann hätte ich noch BlueCad für 10 Euro, Eine OS/2-Inside CD mit Vollversionen für 5 Euro, diverse Bücher zu REXX oder VisualAge, alle zu einem Bruchteil des ursprünglichen Preises und in neuwertigem Zustand. Und natürlich...ahh... OS/2. In jeder Form (und Farbe - blau, rot...;-) ) in der Client-Version und als Server. Mein WarpServer Advanced stammt übrigens auch von dort. Auf einen WarpServer for e-business warte ich (und ein paar andere, fürchte ich...) zwar auch schon etwas länger, aber das dauert wahrscheinlich noch so lange, bis IBM ihn nicht mehr selbst vertreibt.

Ups.  Da fällt mir auf... ich sollte vielleicht noch kurz klarstellen, daß ich in keinerlei Verbindung zu eBay stehe, außer daß ich dort auch wie hunderttausende andere Mitglied bin. Anstelle von eBay könnte man hier selbstverständlich auch jedes andere Online-Auktionshaus nennen. Ich bekomme auch keine Vergünstigungen von eBay dafür, daß ihr Name hier andauernd fällt. ;-)
Kann sich noch jemand an Timur Tabis montäglichen eBay-Report auf WarpCast erinnern? Zu dieser Zeit war ich noch gar kein aktives eBay-Mitglied. Schade. Da hätte man bestimmt einige Schnäppchen machen können. Nun ja - man braucht kein eBay-Mitglied zu sein, um sich einmal anzuschauen, was es momentan so im Angebot gibt. Werfen Sie doch 'mal einen Blick auf die eBay Suchseite - auch für Sammler von Tassen, Anstecknadeln, Mützen, Jacken und Polohemden gibt es da einige OS/2-Artikel...;-) Was bleibt abschließend zu sagen? Es lohnt sich, nicht immer das neueste zu besitzen. Es hat den Vorteil, daß man seine Zeit sinnvoll zum "Genießen" eines lauffähigen Systems einsetzen kann, anstelle permanent die gerade aktuellste Neuerung zu kaufen, einzubauen und zu konfigurieren... denn hat man das gerade geschafft, ist der Nachfolger schon in den Startlöchern.
Nee, Leute. da mach' ich doch lieber eine fünf Jahre alte Weinflasche auf, lege eine LP von Ella (na gut, oder meine CD von Billie Holiday) auf und lehne mich genüßlich zurück um mich am Anblick meiner Arbeitsoberfläche zu ergötzen. Übrigens ist deren Desktop nicht "active", sondern einfach "gut".


Thomas Klein ist EDV-Berater der Systor GmbH und Co. KG und derzeitig in der Qualitätssicherung eines Großprojektes für die IBM tätig. Er ist OS/2-Anwender seit Version 2.11.

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