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September 2002

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Schneller im Netzwerk drucken

Von Stanley Sidlov © September 2002, Übersetzung: Philhard Ackermann

Die Anzahl häuslicher Netzwerke ist im Wachstum begriffen, und sicherlich tragen auch OS/2-Anwender zu dieser Entwicklung bei. Dabei bietet es sich zur Reduzierung des Wirrwarrs an, den Drucker gemeinsam zu nutzen. Die einfachste Möglichkeit hierfür stellt für die meisten Anwender die Freigabe des Druckeranschlusses eines der am Netzwerk beteiligten PCs dar. Das kann hervorragend funktionieren, hat aber einige Nachteile - so kann man diesen Drucker nicht ansprechen, wenn der PC abgeschaltet ist; außerdem werden die Ressourcen des betreffenden PCs dabei beansprucht. Die Nutzung eines günstigen Drucker-Servers ist die beste Lösung, wenn man den Drucker verfügbar, online und druckbereit halten möchte, ohne dabei einen speziellen PC (welcher einige Hundert Watt Leistung verbraucht) ständig laufen lassen zu müssen.

Die ständig steigende Verfügbarkeit breitbandiger Verbindungen in Form von Digital Subscriber Lines (DSL), Kabel und Satelliten hat die Anforderungen an das häusliche Netzwerk ebenfalls gesteigert - vom früher üblichen einfachen Netzwerk-Hub hin zu einem Breitband-Router. Der Markt bietet recht viele dieser Router, und einige davon enthalten eine eingebaute Drucker-Server-Funktionalität. Ein recht populärer Hersteller ist SMC, und dieser Hersteller hat vier verschiedene Modelle von Breitbandroutern mit Drucker-Servern im Programm, die häufig mit OS/2 und anderen nicht-MS-Betriebssystemen verwendet werden, und zwar den 7004BR, 7008BR und den neueren 7004ABR/7008ABR. Diese Breitbandrouter bieten einen einzelnen Parallelanschluß, welcher zu einem Drucker-Server für Ihr häusliches Netzwerk konfiguriert werden kann. Leider fehlt den Parallelanschlüssen der SMC-Geräte jegliche bidirektionale Funktionalität (also die Möglichkeit, daß der Drucker spezifischere Fehler- und Informationsmeldungen zurückgeben kann). Außerdem sind sie ziemlich langsam. Die ABR-Modelle haben unter OS/2 zudem die zusätzliche unschöne Eigenschaft, bei jedem Ausdruck eine Bannerseite auszugeben, die BR-Modelle haben das Problem jedoch nicht. (Die BR-Modelle haben ein anderes Problem: sie basieren auf einer langsameren CPU und bieten keine volle 10-MBit-WAN-Unterstützung, was den Internetdurchsatz auf etwa 5 oder 6 MBit begrenzt. Zur Zeit ist das allerdings nur bei Kunden des Kabelmodem-Anbieters Optimum Online (OOL) von praktischer Bedeutung.) Die Nutzung eines in einem Router enthaltenen Drucker-Servers ist eine sehr gute Lösung, weil Router üblicherweise rund um die Uhr eingeschaltet bleiben und der Drucker-Server somit immer zur Verfügung steht.

Anfangs verwendete ich einen 7004BR, und er funktionierte zufriedenstellend, aber langsam. Als kürzlich ein Gewitter über uns hinwegzog, stellte er, offenbar aufgrund von Stromschwankungen, die Arbeit für immer ein. Als Ersatz erwarb ich einen 7004ABR. Die zusätzlich ausgegebene Druckseite treibt mich in den Wahnsinn, weil ich in meinem Drucker eine hochwertige Papiersorte verwende und die Ausgabe von 10 Zeilen mit "USER STANK6400" nach jedem Druckauftrag blanke Verschwendung ist. Ralph Cohen machte mich in der POSSI E-Mail-Liste auf einen billigen Druckerserver aufmerksam, der er im Einsatz hat, einen LanReady CP-830. Dieser 8 Watt-Druckerserver unterstützt die meisten Netzwerkprotokolle einschließlich TCP/IP, Appletalk, Netware, IPX/SPX, NETBEUI, und das alles gleichzeitig. Damit ist er für die gemischten Netzwerke, die bei OS/2-Anwendern üblich zu sein scheinen, die ideale Lösung. Zudem arbeitet er voll bidirektional und ist sehr schnell. Die insgesamt 3 Parallelanschlüsse, die der CP-830 bietet, dürften die Anforderungen der meisten Anwender übersteigen - für diesen Fall bietet sich das Modell CP-810 mit nur einem Parallelanschluß als Alternative an, in dessen Liste kompatibler Betriebssysteme OS/2 erwähnt wird. Der Straßenpreis des Modells mit nur einem Anschluß beträgt etwa 55$, die des Modells mit 3 Anschlüssen etwa 75$. Das Druckgeschäft entwickelt sich wieder einmal zu einem Bereich, in welchem spezialisierte Produkte für unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden, und sollten Sie mehrere Drucker mit unterschiedlichen Eigenschaften besitzen und diese im Netz freizugeben beabsichtigen, dann dürfte das Modell mit 3 Anschlüssen eine praktikable Lösung darstellen. Zudem wird ein drahtloses Modell des Druckerservers angeboten.

LanReady-Konfiguration, Web-Browser-Sitzung LanReady-Konfiguration, Telnet-Sitzung Die LanReady-Geräte werden mittels Telnet oder per Web-Browser konfiguriert (durch Klicken auf die obigen Abbildungen erhalten Sie sie in voller Größe). Über beide Methoden kann dieser Druckerserver in vollem Umfang konfiguriert werden.

Die Namen der Druckwarteschlangen können überdies beliebig verändert werden, eine Möglichkeit, die der in die SMC-Router integrierte Druckerserver nicht bietet. Bei der Erstkonfiguration ist eine Kleinigkeit zu beachten: Der LanReady-Server muß sich in genau demselben IP-Subnetz befinden wie der PC, von dem aus die Konfiguration vorgenommen wird. Das kann bedeuten, daß Sie die IP-Adresse des betreffenden PCs manuell an die des LanReady-Geräts anpassen müssen, die auf 192.168.0.1 voreingestellt ist - hierzu verwenden Sie eine beliebige Adresse des Subnetzes 192.168.0 außer der 1. Bei den SMC-Geräten entfällt diese Schwierigkeit, weil man bei Nutzung der DHCP-Funktionalität dieser Geräte unweigerlich im richtigen Subnetz landet.

OS/2 beinhaltet Datei- und Druckservices in den Netzwerkoptionen. Sie sollten diese konfigurieren oder nachinstallieren, wenn Sie vorhaben, Daten oder Drucker im Netzwerk gemeinsam zu verwenden. Die Installation dieser Datei- und Druckservices jedoch geht über die Zielsetzung dieses Artikels hinaus. Nach der Installation dieser Services läßt  sich ein LPD-Anschluß einrichten, der die Druckaufträge zu diesen Netzwerkdruckern bedient.

Öffnen Sie zunächst einmal das TCP/IP-Konfigurationsnotizbuch für lokale Netze, und wählen Sie die Indexzunge Autostart aus.

TCP/IP-Konfiguration, Indexzunge Autostart

Zur Verwendung von LPD-Anschlüssen muß LPDPORTD oder LPDMON gestartet sein.

LPDPORTD ist deutlich flexibler als LPDMON. Wählen Sie den Eintrag 'lptportd' aus der Liste aus, die auf der linken Seite erscheint, und klicken Sie auf den Knopf Autostart / Dienst automatisch starten zur Rechten. Damit wird LPDPORTD bei der TCP/IP-Initialisierung gestartet. Nun klicken Sie auf die Indexzunge Printing / Drucken. Dort haben Sie 3 einfache Fragen zu beantworten: Welche IP-Adresse (oder welchen Hostnamen bei Netzwerken mit DDNS-Server) hat der Druckerserver, wie lautet der Name der Druckwarteschlange und wie viele LPD-Anschlüsse werden maximal zur Verfügung gestellt. Die einzige Schwierigkeit an dieser Stelle ist die Tatsache, daß man bei der Anzahl der Anschlüsse mindestens eine 2 eingeben muß, selbst wenn man nur einen einzigen Anschluß konfigurieren möchte. 

TCP/IP, Indexzunge Drucken

Die SMC-Geräte bieten lediglich einen festen Namen für die Druckwarteschlange, und ihre IP-Adresse kann der Dokumentation entnommen werden. Das BR-Modell besaß die IP-Adresse 198.168.1.2 und eine Druckwarteschlange namens 'lp' -- das ABR-Modell verwendet 198.168.2.0 und eine Druckwarteschlange namens LPT1. Das CP-830 kann entweder über seinen NetBIOS-Namen oder seine IP-Adresse angesprochen werden, welche man zur besseren Integration in das eigene Netzwerk angepaßt haben kann. Der Name der Druckwarteschlange ist ebenso auf jeden von Ihnen gewünschten Namen einstellbar. Der vom CP-830 standardmäßig verwendete Netzwerkname basiert auf den letzten 5 Zeichen seiner MAC-Adresse zuzüglich der Zeichenkette "PS-" als Präfix. Die Druckeranschlüsse tragen standardmäßig denselben Namen, ergänzt um den Suffix "-Pn" (wobei n aus der Anschlußnummer resultiert). Nach Eingabe der IP-Adresse des Druckerservers und des Namens der Druckwarteschlange klicken Sie auf OK, wonach TCP/IP alle Angaben sichert und den Rechner durchstartet, wonach Sie die eigentliche LPD-Datenleitung einrichten können.

Zum Anlegen eines neuen Systemdruckers verwenden Sie die  übliche Druckerobjekt-Schablone. Hier werden Ihnen auf der linken Seite alle bereits installierten Druckertreiber und auf der rechten Seite eine Liste aller verfügbaren Ausgabeanschlüsse angezeigt. Hinter all den COM- und LPT-Anschlüssen wird Ihnen etwas ins Auge fallen, das sie womöglich eher bei einem Unix-System erwarten würden: zwei Anschlußobjekte mit den Bezeichnungen \pipe\lpd0 und \pipe\lpd1. Wählen Sie einen davon aus und führen Sie einen Doppelklick darauf aus. Erneut wird der LPD-Konfigurationsdialog geöffnet. Hier müssen Sie nur noch die ersten beiden Felder ausfüllen: den Namen des Druckerservers oder seine IP-Adresse und den Namen der Druckwarteschlange, auf welcher Sie drucken möchten. Nach Schließen dieses Dialogs haben Sie es geschafft - der Netzwerkdrucker ist ansprechbar und kann Druckausgaben empfangen.

Falls Sie einen existierenden Systemdrucker zu einem Netzwerkgerät umwidmen möchten, dann selektieren Sie das betreffende Druckerobjekt, mit rechter Maustaste das Objektmenü anzeigen lassen, auf Einstellungen klicken und dort die Indexzunge Ausgabeanschluß anwählen. Nehmen Sie dort ein beliebiges \pipe\lpd-Objekt und tragen Sie die Werte für Druckerserver und Druckwarteschlange ein.

Die LPD-Datenleitung verwendet den OS/2-Spooler. Der Spooler leitet diese zu dem von Ihnen verwendeten LPD.exe weiter. Das macht es erforderlich, daß LPDPORTD oder LPDMON gestartet sein müssen, und der Ausgabeanschluß Ihres Druckers kommuniziert in Wirklichkeit mit diesem Hintergrundprozeß. Man erhält nicht immer aussagekräftige Fehlermeldungen, und bei Problemen bleibt der Druckprozess einfach stehen. Im Dezember 2001 wurde von IBM eine aktualisierte OS/2-Druckkomponente zur Verfügung gestellt, um das LPD-Druckgeschäft zu vereinfachen. Diese Komponente wurde erst kürzlich, am 27. Juli, aktualisiert, und trägt die Bezeichnung Streaming LPR Port driver oder SLPR. Der IBM-Dokumentation zufolge hat dieser neuere Druckanschlußtreiber folgende Vorteile gegenüber der LPD-Datenleitung:

Output Ports PageDie SLPR-Installation könnte einfacher nicht sein. Die einzige Voraussetzung für seine Nutzung ist die passende Version der PMSPL.DLL, sehen Sie hierzu im  'read me'-Dokument nach, vielleicht haben sie bereits eine kompatible Version davon installiert. Es ist nicht unbedingt nötig, das komplette FixPak zu installieren, wenn Sie das nicht wünschen - extrahieren Sie diese DLL einfach aus dem für Ihre OS/2-Version mindestens erforderlichen FixPack (OS/2 v3 - FP44, v4 - 16, WSeB - FP3, ACP1/MCP1 - FP 2). Möglicherweise haben Sie die DLL ja bereits im System. PSPs printer fixpak. Zum Austausch dieser DLL muß OS/2 im Wartungsmodus gestartet werden (indem Sie entweder mit <ALT-F1> und danach <F2> in die Befehlszeile gehen, eine Wartungspartition starten oder das System von einem Diskettensatz aus laden), weil sie beim üblichen Systemstart bereits von OS/2 verwendet wird.

SLPR ist die erste Systemerweiterung, die mir untergekommen ist (jedenfalls zuhause), die tatsächlich einmal die Schaltfläche Neuen Anschluß installieren der Indexzunge Ausgabeanschluß des Druckerobjekts verwendet. Man klickt einfach auf diese Schaltfläche, geht im darauf folgenden Dialog in das Verzeichnis, in welches man die Dateien des SLPR-Pakets entpackt hat, und muß nur noch eine einzige Frage beantworten: Wie viele SLPR-Anschlüsse werden gewünscht? Die Installationsroutine legt daraufhin die angegebene Anzahl von SLPR-Objekten an und diese stehen anschließend unter der Indexzunge Ausgabeanschluß zur Verfügung.

SLPR Property DialogWählen Sie einfach eines davon aus, geben Sie für den Namen oder die IP des Druckerservers und den Namen der Druckwarteschlange die passenden Werte ein und Sie sind druckbereit. Wenn Ihr Drucker bidirektionale Kommunikation unterstützt, dann klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den SLPR-Anschluß, und im daraufhin erscheinenden Objektmenü wählen Sie den Eintrag Öffnen -> BIDI. Autodetect sollte vorgegeben sein, aber falls Sie zum Drucken keine bidirektionale Kommunikation aktiv haben dürfen, dann können Sie diese hier deaktivieren. Eine wirklich nützliche Eigenschaft des SLPR ist die Tatsache, daß man die Anschlußkonfiguration (den Namen des Druckerservers und den der Warteschlange) jederzeit sehen kann, ohne den dazugehörigen Dialog aufzurufen. Eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme bei der Einrichtung des SLPR wird in der ansonsten hervorragend geschriebenen Readme-Datei nicht erwähnt: Sie dürfen KEINESFALLS Dokumente im Spooler abgelegt haben. Soll heißen: Aktivieren Sie die Detailansicht des Spooler-Objekts (im Ordner Systemkonfiguration) oder öffnen Sie jedes Druckerobjekt in ihrem Ordner Drucker, und achten Sie darauf, daß hier keinerlei Dateien auf irgendeinem Drucker darauf warten, ausgegeben zu werden. Wenn Sie das unterlassen, dann werden Sie feststellen, daß bei jedem Systemstart eine Fehlermeldung SYS3175 erscheint. Falls sie ausschließlich SLPR verwenden, um entfernte Drucker anzusprechen, dann vergessen Sie nicht, den automatischen Start von LPRPORTD im TCP/IP-Konfigurationsnotizbuch wieder zu unterbinden, weil Sie diesen nicht mehr benötigen werden.

Sie können die Einstellungen des LPD-Datenstroms sowie des SLPR weiter verbessern, indem Sie den Einstellungsdialog Ihres Druckers aufrufen und dort die Indexzunge Warteschlange anwählen. Die Aktivierung der Option Drucken während des Spoolens kann eine drastische Geschwindigkeitssteigerung bewirken, sofern Ihr Drucker die Möglichkeit bietet, ohne Kenntnis der Gesamtgröße des Druckdatenstroms zu drucken. Beim SLPR taucht diese Option in den High Performance-Einstellungen des Ausgabeanschlusses auf. Die Aktivierung der Option Druckerspezifisches Format dient ebenso zur Beschleunigung des Spoolers. Manche dieser Optionen werden bei Ihnen funktionieren, manche nicht - das hängt ganz von Ihrem speziellen Drucker und Druckerserver ab; studieren Sie hierzu die dem SLPR mitgegebene Dokumantation sowie die Hilfetexte der LPD-Dialoge. Bei einer Kombination aus einem Hochgeschwindigkeitsdruckerserver wie dem CP-830 und dem SLPR wird es Ihnen vorkommen, als wäre Ihr Drucker direkt mit dem LPT1-Anschluß Ihres PCs verbunden - und das ist so ziemlich die höchste Geschwindigkeit, die Sie beim Drucken im Netzwerk werden erreichen können.

Daten und Quellen:

SLPR: http://www7.software.ibm.com/2bcprod.nsf/186d96ebef23e6438625689c007ac1ef/4aa28e81f2ff3c3187256b20006208dd?OpenDocument
POSSI Mailinglisten: http://www.possi.org/lists.html
LanReady CP-830 Druckerserver: http://www.lanready.com
SMC Breitband-Router: http://www.smc.com/index.cfm?sec=Products&pg=Barricade-Matrix&site=c


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