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Februar 2004

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2004 - Das Jahr, in dem OS/2 noch besser wird?

Ein Editorial von Christian Hennecke, Chefredakteur des VOICE Newsletter.

Wie bereits an anderen Stellen diskutiert wurde, war 2003 ein recht gutes Jahr für OS/2. Insbesondere beim traditionelle Schwachpunkt Multimedia/Grafik gab es in Gestalt von WarpVision, Uniaud, Xine, Tame und Innoteks Font Engine mit Anti-Aliasing erfreuliche Verbesserungen. Im wichtigen Bürobereich sind die OpenOffice.org-Beta, Lotus Smartsuite 1.7.2, Papyrus Office X (nun auch auf Englisch) und Maul zu nennen. Auch Java ist weiterhin auf aktuellem Stand verfügbar. Dank Innoteks noch laufender Portierung des gcc-Compilers werden OS/2-Entwickler weiterhin in der Lage sein, aktuellen C- und C++-Code zu nutzen und so u.a. OS/2-Versionen plattformübergreifender Projekte zu erstellen. Mozilla ist dafür das erste große Beispiel. Und dank Scitech und der Open-Watcom-Community steht mit Open Watcom weiterhin ein solider Compiler zur Verfügung, der für die Treiberentwicklung unentbehrlich ist. Entwickler haben viel getan, um uns mit Alternativen zu fehlender kommerzieller Software zu versorgen. Als Beispiel sei hier nur Frank Wochatz' ePDF genannt, das in Verbindung mit Ghostscript und einem speziell angepaßten Druckertreiber ein sehr flexibles und dennoch komfortables Erstellen von PDF-Dateien mit Lesezeichen und in vielfältigen Auflösungen zum Nulltarif ermöglicht.

Wie stehen die Zeichen jedoch für 2004? Nicht auf Sturm jedenfalls. Neben der baldigen Verfügbarkeit eines aktuellen, großen Office-Pakets deuten auch andere Dinge auf schönes Wetter hin. Yuri Dario hat bereits Testversionen der Datenbank MySQL Version 4 bereitgestellt. Bis jetzt unterliegen diese noch einigen Einschränkungen, aber wenn Innotek erst den entsprechenden Teil der Portierung des gcc-Compilers abgeschlossen hat, werden auch OS/2-Anwender in den Genuß dieser weit verbreiteten Datenbank kommen. Deutsche OS/2-Anwender werden sich sicher freuen zu hören, daß das DTP-Programm Maul bald auf deutsch erhältlich sein wird, einschließlich Rechtschreibprüfung und Silbentrennung.

Auch auf dem Sektor Multimedia darf man erfreuliches erwarten. Rüdiger Ihle stellte letztes Jahr bei WarpWeekend eine Alpha-Version einer Treiber/Anwendungs-Kombination zur Aufnahme von Videos vor, die in näherer Zukunft Beta-Status erreichen dürfte. Das Entwicklerteam des Uniaud-Projekts arbeitet weiter an neuen Versionen des Audiotreibers mit Unterstützung für weitere Chipsätze und Funktionen. Besonders interessant sind langfristig angelegte Projekte wie DTA (Digital Transport Agent), die auf die Verbesserung der Architektur und Leistungsfähigkeit des OS/2-Multimediasubsystems zielen, und von denen andere Anwendungen profitieren können. Dazu gehört auch die OS/2-Portierung des OpenSource-Multimedia-Spielers Xine, der sich so in MMPM/2 integriert, daß sämtliche die MMPM/2-Schnittstellen nutzende Software in der Lage sein wird, damit Video und Audio wiederzugeben. MPEG 1/2 funktioniert bereits, ebenso die Wiedergabe von unverschlüsselten DVDs. Beide o.g. Projekte kommen jedoch aufgrund Zeitmangels seitens der Entwickler nur langsam voran.

Auch beim VOICE Newsletter selbst wird es Veränderungen geben. Wie bereits letztes Jahr angekündigt, werden wir auf (X)HTML/CSS umstellen. Wir hoffen, so den Aufwand bei der Anpassung der Formatierung eingereichter Artikel reduzieren zu können. Nebenbei wird sich dann ein ansprechenderes Äußeres leichter realisieren lassen, und Leser mit Sehschwierigkeiten werden in der Lage sein, das Aussehen ihren Bedürfnissen leicht anzupassen. Dabei werden wir darauf achten, daß auch Nutzer älterer Browser den Inhalt noch lesen können. Allerdings werden sie wohl nicht in den Genuß des neuen Erscheinungsbildes kommen.
Es steht noch ein weit aufwendigeres Projekt an: eine spanische Ausgabe. Im Dezember letzten Jahres unterbreitete Javier L. Orejarena E. aus Kolumbien der Redaktion den entsprechenden Vorschlag. Derzeit wird ein Übersetzungsteam gebildet und es werden die notwendigen Voraussetzungen für die Arbeit an einer weiteren Version geschaffen. Wir hoffen, daß das Projekt Erfolg hat und ihm ein langes Leben beschieden sein wird. Denn so wird VOICE seinem Namen noch besser gerecht werden und Informationen über OS/2 weiter verbreiten können: das "I" steht für "International".

Gute Aussichten also. Was natürlich nicht heißt, daß es nicht noch besser kommen könnte. Auf der Wunschliste der Redaktion stehen noch einige Dinge. Unsere Top 5:

  1. Weniger Kampfhandlungen und Borniertheit in der Community, sowohl im Usenet als auch anderswo. Wenn OS/2 eine Zukunft haben soll, können wir uns das schlicht und einfach nicht leisten. Es hat bereits ein Entwickler aufgrund des Verhaltens von Anwenderseite seine Software zurückgezogen und bei anderen gärt es. In manchen OS/2-Foren ist das Rauschen oft so hoch, daß sie kaum noch nutzbar sind. Sicher, Querulanten gibt es überall, und man wird sie nicht los. Es ist mir jedoch schleierhaft, warum unter anderem auch Mitarbeiter von Serenity Systems und deren Partnern kräftig mitmischen. Man mag dies dort als Gelegenheit begreifen, kostenlos Werbung für das Produkt zu betreiben. Es bestreitet auch niemand das Recht, unwahren Behauptungen entgegenzutreten. Wenn dadurch jedoch die Nutzbarkeit des Mediums durch andere erheblich beeinträchtigt oder der verbale Aus- zum Regelfall wird, hinterläßt dies nicht gerade einen professionellen Eindruck.

  2. Mehr Beteiligung von Seiten der Anwender. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß diese in dem Maße abgenommen wie die Entwicklung von Software zugenommen hat. OS/2 steht heute zwar besser da als noch vor ein paar Jahren, es könnte jedoch wesentlich besser dastehen. Das verbreitete Argument fehlender Fähigkeiten als Entwickler greift nicht. Wer willens ist, dem stehen abseits des Entwicklungspfades genug Möglichkeiten zur Verfügung, etwas sinnvolles beizutragen. Softwarepakete hungern nach vernünftigen Bedienungsanleitungen, nicht des Englischen mächtige Anwender nach Übersetzungen der Programme und Dokumentation, OS/2-bezogene Veranstaltungen nach Organisatoren und die OS/2-Magazine nach Artikeln. Um nur einen dieser Punkte aufzugreifen: Viele Entwickler haben kein Händchen für das Verfassen von Dokumentation, oder beschäftigen sich damit zumindest höchst ungern. Eine großartige Gelegenheit, die Entwickler zu entlasten, den Anwendern zu helfen und damit schließlich das Projekt am Leben zu erhalten und voranzubringen.

  3. Mehr und bessere Zusammenarbeit, sowohl bei Entwicklern als auch denjenigen, die Informationen aufbereiten und bereitstellen. Ansonsten werden wertvolle Ressourcen beim erneuten Erfinden des Rades verschwendet und Projekte bleiben hinter ihren Möglichkeiten zurück oder schlafen ein. Die Sprachbarriere stellt hierbei ein besonders schwerwiegendes Problem dar. Mangelnder Informationsaustausch hat bereits dazu geführt, daß in verschiedenen Teilen der Welt unabhängig voneinander Lösungen für das gleiche Problem erarbeitet wurden oder daß lange Zeit nicht bekannt war, welche interessanten Projekte anderswo verfolgt wurden. Man denke nur an die staunenden Gesichter, als die Arbeiten des Team MMOS2 Tokyo zufällig im Westen bekannt wurden. Bis dahin hatten manche es für schlicht unmöglich gehalten, MMPM/2 mittels eines Audio-Codecs zu erweitern. Sprachlich begabte Anwender könnten hier ein sehr wichtige Vermittlerrolle einnehmen.

  4. Aktualisierte Medien für eComStation 1.1, bei denen sämtliche Fehlerkorrekturen eingearbeitet und bekannte Fehler der Installation behoben wurden und die für registrierte Kunden zu einem geringen Preis erhältlich sind. Denn bereits jetzt gilt es nach der Installation von eComStation wieder, umfangreiche Wartungsarbeiten durchzuführen, von denen viele einen Systemneustart erforderlich machen. Bei WarpWeekend wurde dies von Mensys für Anfang 2004 in Aussicht gestellt.

  5. Eine Demo-CD für eComStation 1.1, und zwar nicht erst kurz vor dem Erscheinen von Version 1.2. Nicht wenige Anwender, die mit Version 1.0 Probleme hatten, fragen sich, ob Version 1.1 hält, was sie verspricht, und sich auf ihrer Hardware installieren läßt. Auch Neukunden möchten die Katze nicht im Sack kaufen, und einer der vielen von früher im Gedächtnis gebliebenen Eindrücke ist, daß sich OS/2 nur schwer installieren läßt.

Nun, harren wir der Dinge, die da kommen mögen.

Wir sind wie immer an Ihren Gedanken und Ansichten zu OS/2-bezogenen Themen interessiert und sehen genauso gerne Aufsätze wie Hardware- und Softwarebesprechungen oder Anleitungen. Wenn Sie eine Idee für einen Artikel haben, warum schreiben Sie nicht einfach einen? Abgesehen von der Programmierung nativer OS/2-Anwendungen ist es eine der besten Möglichkeiten, der OS/2-Community zu helfen. Und es kann wirklich jeder tun. Die wenigsten unserer Autoren betreiben diese Arbeit professionell. Es sind OS/2-Anwender, die versuchen, anderen OS/2-Anwendern zu helfen. Schicken Sie mir Ihre Ideen oder besser noch einen Artikelentwurf an editor@os2voice.org. Beachten Sie dabei bitte unsere Richtlinien für Beiträge zum VOICE Newsletter. Darin finden Sie Themenvorschläge, Hinweise zum Inhalt, zur Strukturierung und Formatierung sowie zur rechtlichen Seite.

VOICE Online-Update: Diesen Monat finden die allgemeinen Mitgliedertreffen samstags am 7. und 21. Februar um 21:00 MEZ statt. Alle, die an OS/2 oder eComStation interessiert sind, sind zu diesen Sitzungen eingeladen. Weitere Informationen bezüglich der Teilnahme an VOICE Online-Treffen im IRC entnehmen Sie bitte der Seite http://de.os2voice.org/meetinginfo.html.

Wenn Sie eine Idee für eine SpeakUp-Veranstaltung haben, senden Sie diese bitte an liaison@os2voice.org, und wir werden versuchen, etwas auf die Beine zu stellen. Vergessen Sie nicht, den aktuellen VOICE Veranstaltungskalender in diesem Newsletter oder auf der VOICE Website unter http://de.os2voice.org/calendar.htm anzuschauen, um mehr über zukünftige VOICE-Veranstaltungen zu erfahren.

Diesen Monat startet eine neue Artikelreihe zur Nutzung von MySQL, in der Wolfgang Draxler zeigt, daß es nicht immer PHP sein muß und auch REXX gut mit dieser Datenbank zurechtkommt. Mehr dazu in Auf gute Zusammenarbeit: MySQL und OS/2. Teil eins beschäftigt sich mit der Installation und ersten Einrichtung von MySQL.

Die Verfügbarkeit großer Office-Pakete ist für ein Betriebssystem sehr wichtig. Ed Durrant hat sich umgesehen, welche Alternativen OS/2-Anwendern derzeit zur Verfügung stehen. Mehr erfahren Sie in Office-Pakete für OS/2 und eComStation.

Wer heute eine Wartungspartition für sein System einrichten möchte, sieht sich einigen Schwierigkeiten gegenüber. Zum einen hat sich das System so verändert, daß man selbst mit dem Dienstprogramm BootOS2 oft nicht mehr zurechtkommt, zum anderen hätte man vielleicht gern mehr Funktionalität zur Verfügung und schließlich gibt es Fälle, in denen man selbst auf eine Wartungspartition nicht mehr zugreifen kann. Doug Bisset hat in Gestalt von BootAble eine Lösung gefunden.

Für den Transport von Daten zwischen Rechnern gibt es verschiedene Lösungen. Wenn es um sehr große Datenmengen und kleine Entfernungen geht, kann der Einsatz einer externen Festplatte von Interesse sein. Dies ist auch für Notebook-Nutzer interessant, die nur zeitweilig viel Platz brauchen oder auf ein großes Datenarchiv zugreifen wollen. Gerrit Schoenmaker berichtet, wie Externe USB-2.0-Festplatte-Gehäuse und eComStation zusammenarbeiten können.

In Teil zwei der Serie Drucken im Netzwerk beschäftigt sich Walter Metcalf mit der Nutzung einfacher Druckerserver mit wenig Eigenintelligenz.

Schließlich gibt es wie immer die Seite mit OS/2-Tips und Leserbriefe, Addenda, Errata. Wenn Sie irgendwelche Tips zu OS/2 oder eCS entdeckt haben, senden Sie diese bitte an tips@os2voice.org. Wenn Sie irgendwelche Kommentare oder Vorschläge den Newsletter oder die Artikel darin betreffend abgeben möchten, senden Sie diese bitte an editor@os2voice.org.

Damit wären wir für diesen Monat am Ende.

Christian Hennecke, Mark Dodel, Marckus Kraft und Jason R. Stefanovich
Redaktion des VOICE Newsletter


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