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Unsere Zukunft

von Mark Dodel, © April 2006

Mark Dodel ist Gründer des VOICE Newsletter und derzeit Moderator der VOICE News Mailingliste. Er war in der Vergangenheit auch Vorstandsvorsitzender von Warpstock, der jährlichen Anwenderkonferenz für OS/2 und eComStation in Nordamerika und fungiert auch weiter als Berater des Vorstands von Warpstock, Inc. Über mehrere Jahre war er als EDV-Berater für die Systementwicklung im Bereich von Kliniken und Krankenhäusern tätig.

Es scheint, als ob Jeroen Besses Artikel Eine neue Zukunft für eComStation in der letzten Ausgabe die spinnerten Trolle im Usenet aufgescheucht hätte. Er behandelte darin Adrian Gschwends Vortrag zu Project Voyager bei Warpstock Europa. Wer die Gruppen der Hierarchie comp.os.os2 verfolgt, dem ist wahrscheinlich die Vorgehensweise dieser FUDster bekannt, die immer dann aus den Büschen gesprungen kommen, wenn etwas gutes geschieht. Sie sorgen dafür, daß ihre verdrehten Ansichten wahrgenommen werden, damit alle potentiell guten Neuigkeiten einen Dämpfer erfahren und vorhandene und potentielle OS/2-Anwender abgeschreckt werden. Es riecht nach dem von Microsoft bezahlten Troll Steve Barkto aus der Zeit des Canopus-Forums. Der heutige Stamm von Trollen schwärmte zuletzt aus, als eComStation 1.2 MR herauskam und als über die Entwicklung von eComStation 2.0 diskutiert wurde. Nun greifen sie schwerpunktmäßig Netlabs' Entwurf eines neuen Open-Source-Ersatzes für unser bevorzugtes Betriebssystem an.

Die Angriffe werden mit den üblichen FUD-Taktiken verschleiert. Sie bezeichnen es als Verschwörung und greifen die Tatsache an, daß Voyager eine andere Basis als das vorhandene 32 Bit OS/2 haben wird. Es wird behauptet, daß andere OS/2-Projekte aufgrund dieses Projektes eingestellt würden und daß Voyager wenig bis keine Aussichten hätte, verwirklicht zu werden. Weiter wird behauptet, daß, selbst falls es erfolgreich sein sollte, bis dahin Jahrzehnte vergehen würden. Sie hoffen, das Projekt durch Falschaussagen abwürgen oder zumindest verzögern zu können. Wie auch bei anderen guten Neuigkeiten über OS/2 und eComStation macht es ihnen Angst, so daß sie es durch Falschaussagen und Anspielungen zu Fall bringen müssen. Hierbei handelt es sich um dieselben geistig Minderbemittelten, die behaupteten, eComStation 1.0 würde nie verwirklicht werden, daß es nie eine weitere Version gäbe (bis jetzt gibt es bereits 1.1, 1.2, das kürzlich herausgebrachte eCS 1.2 Media Refresh und nun die Alphaversion von 2.0) und daß IBM neue OS/2-Versionen herausbringen würde (natürlich hat IBM statt dessen angekündigt, OS/2 bis Ende 2006 auslaufen zu lassen). Ich traue Netlabs jedenfalls erheblich mehr als diesen Spinnern.

Diese Angriffe dienen nur der Verunglimpfung Netlabs, des einzigen noch existierenden Schwerpunktes für OS/2-Entwicklung, abgesehen von einigen einzelnen Entwicklern, die sich daransetzen, wenn sie dafür Zeit erübrigen können. Netlabs' FTP-Site ist neben Hobbes der einzige Ort, bei dem ich regelmäßig nach Updates für vorhandene, wichtige Projekte für die OS/2-Gemeinschaft schaue. Die Trolle benutzen nun dieses zukünftige Projekt für den Angriff auf eComStation und treffen groteske Aussagen, wie daß die Käufer von eComStation OS/2 nicht unterstützen würden und wir irgendwie betrogen würden, weil der Nachfolger nicht auf OS/2 basieren wird. Auch wenn es zutrifft, daß diese Trolle minderbemittelt sind und es ihnen einfach Spaß macht, etwas wirklich nützliches anzugreifen, weil sie selbst vollkommen nutzlos sind, so geht es doch über meinen Horizont, wie sie ihren Anblick im Spiegel ertragen können, nachdem sie solchen Unrat von sich gegeben haben. Aber das Internet verfügt über keine richtigen Kontrollmöglichkeiten, daher werden die Nachfahren von Steven Barkto weiterhin ihren FUD verbreiten und ihn als ihre Meinung bezeichnen um zu zerstören, was von unserer Anwender- und Entwicklergemeinschaft noch übrig ist.

Tatsache ist, daß IBM die Entscheidung gegen OS/2 bereits 1996 getroffen hat, auch wenn es keinem außer den größten Kunden mitgeteilt wurde. Zehn Jahre danach haben sie es schließlich aufgegeben, ihren Sproß durch Vernachlässigung zu ersticken und sich nun dafür entschieden, ihn direkt zu erwürgen. Das verdammte Ding funktioniert einfach weiter, was sie auch tun, und wird auch weiterhin eingesetzt. Wir müssen uns jedoch der Wirklichkeit stellen. Ab Ende dieses Jahres wird es keinen Support mehr von IBM geben, auch wenn nach meinen Informationen bereits seit Anfang dieses Jahres niemand bei IBM mehr Vollzeit im Bereich OS/2-Support arbeitet. Wer eines der letzten Passport-Advantage-Abonnements erworben hat (wofür die Trolle geworben haben), hat sein Geld wirklich verschwendet, denn bei allem, was IBM noch für OS/2 herausbringen wird, wird es sich höchstwahrscheinlich um ein Versehen handeln. Mein eComStation läuft täglich auf meiner neuesten Hardware (dank Serenity und Mensys, die das 1.2 Media Refresh herausgebracht haben) und wird es in naher Zukunft auchweiterhin tun. Es ist die fernere Zukunft, um die wir uns kümmern müssen.

Wartung und Unterstützung für OS/2 von IBM ist eine Sackgasse. Von IBM wird es keine 64-Bit-Version, kein ACPI (der aktuelle Ersatz für APM), kein EFI (der zukünftige Ersatz für ACPI, der das BIOS des Systems vollständig ersetzen wird und derzeit in den gerade herausgekommenen Intel-basierten Macs von Apple eingesetzt wird) oder sonstige OS/2-Unterstützung für neue Hardware geben. Anwender und Entwickler von OS/2 und eComStation haben dies erkannt und mit der Suche nach einer Alternative begonnen, mit der sie OS/2 als bevorzugte Plattform in der absehbaren Zukunft weiterhin nutzen können. Es gibt das Projekt OSFree, das stückweise vorangeschritten, aber seit einiger Zeit inaktiv ist. Manche betreiben ein vorhandenes OS/2 oder eComStation innerhalb einer virtuellen Maschine auf einer anderen Plattform. Serenity hat die Entwicklung eines ACPI-Treibers finanziert (erhältlich in der eComStation BetaZone), mit dessen Hilfe die Installation auf einigen der neuen Systeme möglich ist, einschließlich einiger Doppelkern-Rechner, auf denen es sonst nicht laufen würde. Der Treiber hat jedoch noch eine längere Entwicklungszeit vor sich. eComStation 2.0 wird mit verbesserter ACPI-Unterstützung, startfähigem JFS und weiteren Verbesserungen ausgerüstet sein. Wir sind Wind und Gezeiten also noch nicht schutzlos ausgeliefert. Trotzdem müssen wir beginnen, uns mit der Zukunft zu beschäftigen, und Voyager zeichnet einen Weg dorthin auf.

Ob Netlabs in der Lage sein wird, so viele für die Entwicklung eines neuen Open-Source-Nachfolgers für OS/2 zu interessieren, daß es zur Verwirklichung des Projekt ausreicht, ist eine wichtige Frage, die angegangen werden muß. Ich bin jedoch hocherfreut darüber, daß jemand über den morgigen Tag hinausschaut. Der Vorschlag beinhaltet, einen vorhandenen Kernel als Basis (eventuell Linux, BSD oder, wie neulich im Usenet von Bob St. John von Serenity Systems vorgeschlagen, Darwin, die Open-Source-Variante von Mac OS X) und somit bereits entwickelte und weiter in Entwicklung befindliche Hardware-Unterstützung zu nutzen, aber mit der WPS und hoffentlich dem PM und dem OS/2-API darauf aufzubauen. Mit einer solch hervorragenden Lösung wäre es uns möglich, die neuste und - noch wichtiger - zukünftige Hardware-Generationen zu nutzen. Die Verwendung einer Open-Source-Basis würde das Projekt zudem weiteren Entwicklern öffnen. Denen, die auch weiterhin für OS/2 und eComStation entwickeln, denen, die einmal für OS/2 entwickelt haben, aber zu Linux, Mac oder - Gott behüte - Windows gewechselt sind, und vielleicht sogar denen, die niemals etwas von OS/2 gehört haben, aber sich für etwas neues und aufregendes begeistern. Etwas wie Voyager könnte genau das Mittel sein, einige unserer besten Leute wieder nach Hause zu holen. Stellen Sie sich vor, wir könnten einige derjenigen, die für OS/2 entwickelt haben, aber zu Linux gewechselt sind, dafür gewinnen. Und es wäre wunderbar, kreative Talente wie Chris Wohlgemuth, Ulrich Möller und andere wieder dabei zu haben, die unsere schrumpfende Gemeinschaft verlassen haben, um anderswo interessantere Arbeit zu finden.

Heute und morgen bietet uns eComStation noch immer Unterstützung. Wenn wir jedoch die liebgewonnenen Dinge behalten wollen, ist Voyager die Zukunft. Kümmern Sie sich also nicht um die Trolle und unterstützen Sie Netlabs. Wenn Sie Entwickler kennen, erzählen Sie ihnen von dem Projekt und wecken Sie ihr Interesse. Falls möglich, spenden Sie an Netlabs, damit dieses und viele andere OS/2-bezogene Projekte, die wir zur Nutzung unserer bevorzugten Plattform benötigen, finanziert werden können.

Übersetzung: Christian Hennecke
Formatierung: Christian Hennecke
Korrektur: Karl-Heinz Markus
Daten und Quellen

Artikel Eine neue Zukunft für eComStation: http://www.os2voice.org/VNL/past_issues/VNL0206H/feature_1.html
netlabs.org: http://www.netlabs.org
Informationen zu Steve Barkto: http://lists.essential.org/1998/am-info/msg01529.html
Hobbes: http://hobbes.nmsu.edu
ACPI: http://www.acpi.info
EFI: http://www.intel.com/technology/efi
OSFree: http://groups.yahoo.com/group/osfree
OpenDarwin: http://www.opendarwin.org
Spende an netlabs.org: http://shop.mensys.nl/cgi-bin/db2www/mns_art2.d2w/report?artname=NETLABS