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Das OS/2-Museum beim VCF East

von Mark Dodel, © Juli 2006

Mark Dodel ist Gründer des VOICE Newsletter und derzeit Moderator der VOICE News Mailingliste. Er war in der Vergangenheit auch Vorstandsvorsitzender von Warpstock, der jährlichen Anwenderkonferenz für OS/2 und eComStation in Nordamerika und fungiert auch weiter als Berater des Vorstands von Warpstock, Inc. Über mehrere Jahre war er als EDV-Berater für die Systementwicklung im Bereich von Kliniken und Krankenhäusern tätig.

Wer letztes Jahr Warpstock in Hershey, Pennsylvania, besucht hat, hatte die Gelegenheit, den Anfang einer Sammlung alter OS/2-Rechner und -Software zu sehen, die wir Warpstock OS/2 Museum nannten. Es war toll, einige der Geräte zu sehen, mit denen ich früher gearbeitet habe, und auch Dinge wie OS/2 Power PC Edition und OS/2 1.0, die ich nie zuvor gesehen hatte. Dann kam die Frage auf, was wir mit diesen Dingen nach Warpstock tun würden. Ein paar Monate verbrachten die Pakete in meinem Keller, der Garage und sonstigem Stauraum. Eine suboptimale Lösung, da ich mir gewünscht hatte, daß man sich die Sammlung anschauen und in der Zukunft hoffentlich mit weiteren Spenden erweitern kann.

InfoAge, ein brandneues Zentrum für Wissenschaftsgeschichte

Turnover of Fort Evans to InfoAge
Abb. 1: Übergabe von Fort Evans an InfoAge [Großes Bild]

Bei meiner Suche nach einem Ort, der die Sammlung nicht nur aufnehmen sondern auch Interessierten zugänglich machen könnte, stieß ich auf ein brandneues Computer-Museum in der Nähe der Atlantikküste in Wall, New Jersey, welches sich noch in der frühen Aufbauphase befand. Nicht gerade um die Ecke, aber noch per Auto erreichbar. Am besten war, daß man dort nicht nur Interesse hatte, der Sammlung ein neues zuhause zu geben, sondern auch der Ausstellung bei zukünftigen Warpstock-Veranstaltungen sehr offen gegenüber stand. Evan Koblentz, der Vorsitzende von MARCH (The Mid-Atlantic Retro Computing Hobbyists), weihte mich in ihre Pläne ein, zusammen mit anderen Gruppen einen geschlossenen Militärstützpunkt (Camp Evans) in ein Zentrum für Wissenschaftsgeschichte umzubauen, das aus staatlichen und privaten Quellen finanziert würde. Diesen März nahm ich an der Zeremonie zur Übergabe des Stützpunktes vom Militär an die neuen Besitzer teil, einer Organisation namens InfoAge. In die Einrichtung wird viel Arbeit investiert werden müssen, aber es stehen viele engagierte Freiwillige von MARCH und anderen angeschlossenen Gruppen bereit, die viele Stunden in die Renovierung der alten Armeegebäude investieren. Ich wünschte, ich wäre weniger weit entfernt und könnte helfen.

Military reenactors
Abb. 2: Nachstellung 2. Weltkrieg [Großes Bild]

Den Großteil der bis dato für das OS/2-Museum gesammelten Dinge, nahm ich - soweit er in meinen Lieferwagen paßte - mit zur Übergabezeremonie, damit er bei InfoAge gelagert werden konnte. Dazu gehörten viele Magazine und Dokumentation mit OS/2-Bezug sowie die meisten der Rechner und Softwarepakete, die wir in Hershey gezeigt hatten. Ich schätze, daß die Einrichtung erst irgendwann im nächsten Jahr als Computer-Museum eröffnet wird, aber manche andere Gruppen, wie die CB-Funker und die Modelleisenbahner, sind mit ihren Gebäuden schon weiter. Neben der Zeremonie gab es eine Nachstellung von Szenen aus dem zweiten Weltkrieg, bei der ein paar Teilnehmer deutsche Uniformen trugen (siehe Abbildung 2), sowie ein paar Teilnehmer in Uniformen aus dem amerikanischen Bürgerkrieg. Es war ein schöner Tag voller Hoffnung für die Zukunft.

Vintage Computer Festival - East 3.0

VCF East 3.0, OS/2 Museum exhibit, Photo courtesy of Andy Meyer
Abb. 3: VCF East 3.0, Ausstellung OS/2 Museum [Großes Bild] (Photo: Andy Meyer)

Eine der ersten Veranstaltungen im noch nicht ganz fertiggestellten Gebäude sollte das VCFE (Vintage Computer Festival East) sein. Der 13. Mai 2006 war der große Tag und ich hatte vor, einen Teil unserer Sammlung des Warpstock OS/2 Museum zu zeigen und einen Tisch im Ausstellungsbereich reserviert. Am Freitag belud ich mein Auto, so daß ich Samstag früh losfahren konnte. Ich war mir nicht sicher, welche Reaktion der ganze OS/2-Kram am nächsten Tag beim Publikum hervorrufen würde.

Die Fahrt durch Jersey verlief ruhig und ich kam um 7.30 Uhr am InfoAge-Gelände an, gerade als es für Aussteller geöffnet wurde. Ich hatte nur einen Tisch, genau in der Mitte des Ausstellungsbereiches, daher stellte ich nur vier Rechner auf: den PS/2 Model 50Z mit OS/2 1.0EE, den Power Series PC Model 830 mit OS/2 Power PC Edition, ein PS/2 L40SX Laptop mit OS/2 2.0 und mein IBM Thinkpad T42p mit eComStation 1.2MR. Letzteres sollte zeigen, daß OS/2 immer noch lebendig ist und mit relativ neuer Hardware betrieben werden kann. Um dem Thema historischer Rechner gerecht zu werden, ließ ich auf dem T42p Stardocks Galactic Civilization laufen.

Um den Besuchern die Geschichte von OS/2 näherzubringen hatte ich eine dreiteilige Tafel mit einer chronologischen Abfolge aller Versionen von OS/2 und eComStation aufgestellt sowie Informationen über Warpstock. Darüber hinaus hatte ich meinen tragbaren DVD-Spieler mitgebracht, um das Video NT versus OS/2 Shootout in Texas zu zeigen. Hierbei handelte es sich um die ungeschnittene Version einschließlich Doug Davis' (Microsofts Vortragender) etwas unbeholfener Demonstration von Windows NT und David Barnes' (IBMs Vortragender) superber Leistung bei der Darstellung von OS/2 2.1, das damals state of the art war. Der Teil mit NT war so erbärmlich, daß Microsoft im endgültigen Video seinen Teil entfernen ließ.

VCFE 3.0 Exhibit area, Photo courtesy of Andy Meyer
Abb. 4: VCFE 3.0 Ausstellungsbereich [Großes Bild] (Photo: Andy Meyer)

Ich kennen die endgültigen Besucherzahlen nicht, aber laut Evan gab es 100 Eintritt zahlende Besucher sowie 18 Aussteller und einige Freiwillige. Den ganzen Tag gingen Besucher hinein und heraus, aber am vollsten war es gegen Mittag. Soweit ich sehen konnte, war die Menge insgesamt jünger als wir bei Warpstock und einige hatten ihre Kinder mitgebracht. Außerdem waren einige im Studentenalter dort. Die meisten, mit denen ich gesprochen habe, stammten von der Ostküste, was auch nicht verwundert, da jedes Jahr sowohl an der West- als auch an der Ostküste ein Vintage Computer Festival stattfindet. Trotzdem sprach ich mit Besuchern, die mit dem Auto aus Ohio angereist waren sowie einem Besucher aus den Niederlanden. Nur eine Handvoll nahmen sich den Warpstock-Flyer mit, den ich ausgedruckt hatte, aber nicht wenige derjenigen, die am Stand stehenblieben, erwähnten, daß sie gute Erinnerungen an OS/2 hätten, und ein paar sagten, sie würden es noch einsetzen. Einer war der Meinung gewesen, IBM hatte OS/2 schon vor Jahren eingestellt und war überrascht, daß es noch existiert. Einige wenige kannten sogar eComStation. Ein paar boten alte PS/2s und Monitore für die Sammlung an. Hoffentlich werde ich noch von ihnen hören, denn wir könnten noch mehr PS/2s mit Monitoren für die alten OS/2-Versionen gebrauchen, die wir gesammelt haben.

Der Rest der Show

Es gab viel zu sehen und die Menge schien damit ziemlich glücklich zu sein. Es fanden am ganzen Tag nur fünf Vorträge in einem Raum mit Platz für etwa 50 bis 60 Personen statt. Die Themen stammten größtenteils aus dem Bereich Computer-Geschichte. Einer der Vortragenden sprach über ARPA (ursprünglicher Entwickler des Internet). Ich habe alle Vorträge bis auf einen verpaßt, weil ich im Ausstellungsbereich blieb, der den ganzen Tag über gut besucht war. Der einzige mir bekannte Vortragende war David Ahl, der in den frühen bis Mitte der 70er Jahre das Magazin Creative Computing gegründet hatte. Sein Vortrag beschäftigte sich mit früher Computer-Geschichte (Turing through the 70s, Eine Reise durch die 70er). Hr. Ahl versteigerte ein Paket mit den ersten 13 Ausgaben seines Magazins Creative Computing sowie ein Buch über Programmierung in BASIC, wobei die Erlöse an die Wohlfahrt gehen sollten.

Mit 17 Ausstellern neben unserem Tisch mit dem OS/2-Museum gab es viel zu sehen. Ich hatte nicht viel Zeit, mir die anderen genauer anzusehen, aber hier nun das, was ich gesehen habe:

Das Mac Mothership war mit einer großen Sammlung alter Apple-Rechner da, einschließlich ein paar Vorgängern des Macs, der LISA, sowie älteren Apple II und Apple III Computern.

Andy Meyer hatte eine Ausstellung mit 8-Bit- and 16-Bit-Ataris und vielen Spielen. Es wurde sogar ein Altair Emulationsprojekt gezeigt. Dabei handelt es sich um ein Steuerpult, das an die USB-Schnittstelle angeschlossen wird und einen Altair 8800 emuliert. Die blinkenden LEDs und die vielen Schalter erinnerten mich an die Rechner der alten Folgen von Raumschiff Enterprise. Einige mußten doch grinsen, als ich dachte, daß es sich bei dem Steuerpult um einen echten Altair handelte.

An einem anderen Tisch war jemand, der Nachbauten von Altair-Steuerpulten für PCs sowie einen Nachbau des Computers herstellte und verkaufte, mit dem bei Apple alles begann, des Apple 1.

Es gab eine umfangreiche Ausstellung von Commodore B Computern sowie weitere Lerncomputer einschließlich eines alten Heath EC-1 und einigen anderen, die anders aussahen, als alle Computer, die ich bis dahin gesehen hatte.

Evan Koblentz, Vorsitzender von MARCH, hatte einen Tisch gegenüber von meinem mit einigen tragbaren Computern aus der Ära vor dem PC. Diese alten Rechner zu sehen, erinnerte mich daran, daß sie damals "verpackbar" genannt wurden. Evan war nicht viel an seinem Tisch. Da er die Veranstaltung organisierte, hatte er überall zu tun. Von den letzten Warpstocks her kenne ich das. Es ist schön, einmal nur an einer Computer-Veranstaltung teilzunehmen und sich nicht um zu viele Details sorgen zu müssen.

Das OS/2-Museum war nicht der einzige Stand mit einem Schwerpunkt auf chronologischen Verlauf. Beim Tandy-TRS80-Stand war es genauso mir Beispielen für Personal Computer von Tandy/Radio Shack über die Jahre bis zu den frühen PC-kompatiblen. Es erinnerte mich an den ersten Computer, mit dem ich viel Zeit verbrachte, einen TRS80 Model III, der Programme von Kassettenbändern lud. Das war in einem Krankenhaus, in dem ich zu der Zeit arbeitete, und ich hatte ein Kartenspiel auf Kassette gekauft, damit wir etwas zu spielen hatten, wenn einmal nichts zu tun war. Es scheint Jahrzehnte her zu sein. Nun, es ist Jahrzehnte her.

Was die größeren Systeme angeht, so war Mike Ross von Corestore mit mehreren IBM Mini-Computern da, einschließlich System/32, System/34, System/36 und einem System/38. Alle liefen, außerdem dem S/38, der Drehstrom benötigt, welcher in dem Gebäude nicht zur Verfügung stand. Außer der Hardware von IBM gab es auch eine Ausstellung von DEC PDP Rechnern und Peripherie.

Der gesprächigste Teilnehmer muß am Tisch neben mir gestanden haben. Frank O'Brien zeigte jedem stolz ein Stück aus der Geschichte der Eroberung des Weltraums. Er hatte einen originalen Apollo-Steuerungsrechner. Er sah aus, als ob mehrere Ziegel aus Metall auf einem Metallrahmen zusammengelegt worden wären, aber Frank versicherte mir, daß er aus den 60ern vom Mondlandeprojekt der NASA stammte. Er hatte eine Emulation auf dem PC, so daß man sehen konnte, wie die Anzeige aussah und wie der Rechner benutzt wurde.

Die Show neigt sich dem Ende zu

Das Festival endete etwa um 18.30 Uhr. Die Ergebnisse der Bewertung der Ausstellungen wurden verkündet und der Warpstock-Stand belegte den zweiten Platz in der Kategorie Mikro-Computer. Berücksichtigt man, daß die meisten Ausstellungen aus diesem Bereich stammten, war das nicht gerade übel und ich war ehrlich gesagt recht überrascht. Am Ende des Tages wurden einige schöne Sammlerstücke verlost. Es war nicht so viel los wie bei unseren Warpstock-Verlosungen, da zu dieser Zeit die meisten bereits weg waren.

Ich war nicht vor 22.00 Uhr zuhause, da ich noch den Stand abbauen und zwei Stunden fahren mußte. Alles in allem ein anstrengender Tag, aber mit viel Spaß. Ich freue mich auf nächstes Jahr. Und hoffentlich können wir beim diesjährigen Warpstock in Windsor, Canada, einige Teile des OS/2-Museums zeigen.

Danksagungen

Ich möchte Bryan Pope und Andy Meyer für die Erlaubnis danken, obige Photos von VCFE zu zeigen. Ich hatte selbst vor, Photos zu machen, aber meine Nikon 5700 entschied sich, buchstäblich einen Blackout zu haben.

Was das OS/2-Museum angeht, so möchte ich Tim Sipples für seine großzügige Spende vieler Softwarepakete und OS/2-Versionen für die Sammlung danken. Besonderer Dank auch an Tero Kaarlela für seine Hilfe beim Auffinden des PowerPC-Rechners, Hollis Blanchard von penguinppc.org für das Spenden des Rechners, Vicci Conway von IBM für den Versand sowie Michal Necasek und Oliver Mark für das Auffinden von Software für den PowerPC. Schließlich ein dickes Dankeschön an Guy Sotomayor für die Zusendung seiner OS/2 Power PC Edition. Hoffentlich werde ich nun etwas Zeit finden, eine Inventarliste anzufertigen.

Wer noch alte Hardware oder interessante Software hat, möge sich bitte an mich wenden. Abgesehen von den paar Dollar, die ich für etwas von der Hardware ausgegeben habe, hat dieses Projekt kein Budget, daher sind alle Spenden von Hard- oder Software willkommen.

Übersetzung: Christian Hennecke
Formatierung: Christian Hennecke
Korrektur: Kai Wuttke
Daten und Quellen

Warpstock: http://www.warpstock.org
Warpstock OS/2-Museum: http://www.os2voice.org/VNL/past_issues/VNL0106H/feature_6.html
MARCH (The Mid-Atlantic Retro Computing Hobbyists group): http://www.midatlanticretro.org/
InfoAge: http://www.infoage.org/
VCFE (Vintage Computer Festival East): http://www.vintage.org/
Mac Mothership: http://www.macmothership.com/
Altair emulation project: http://www.altair32.com/
Ausstellung von 8-Bit und 16-Bit Ataris: http://ahm.ath.cx/photos/VCFE3.0/DCP_0007.html
Altair Replica: http://www.brielcomputers.com/
Commodore B Computer: http://ahm.ath.cx/photos/VCFE3.0/DCP_0003.html
Corestore: http://www.corestore.org/
Bryan Pope: http://home.comcast.net/%7Ebryan.pope/index.html
AndyMeyer: http://ahm.ath.cx/photos/VCFE3.0/
penguinppc.org: http://www.penguinppc.org/
Kontakt: os2museum@warpstock.org